Beleidigung - Punkte für wen?

[the_TOCO]

Schönen guten Tag an die Regelexperten.

Folgendes ist hier vor einigen Tagen in einem Spiel der Stadtliga (also keine Schiedsrichter in irgendeiner Form) passiert: Spieler X verzählt sich versehentlich, woraufhin Spieler Y zu ihm sagt, wenn er zu dumm zum zählen sei, solle er doch wieder in die Schule gehen. X lässt das natürlich nicht auf sich sitzen, zumal es nicht der erste Spruch von Y in dieser Richtung war, und sagt er würde das Spiel beenden wenn noch ein Spruch käme. Der Spruch folgte prompt und X ging vom Tisch.

Nun ist das Spiel mit 3:0 für Y gewertet worden. Müsste es nicht eher anders herum laufen? Schließlich hat X sich nichts zu Schulden kommen lassen.

Wäre nett wenn mir da jemand sagen könnte, wie man mit so einer Situation zu verfahren hat, habe da leider nichts Eindeutiges aus den Regeln entnehmen können.


Gruß,
Toco

[NicoZ]

X hat sich etwas zu Schulden kommen lassen: X hat das Spiel abgebrochen.
Damit trägt er das alleinige Risiko eines Protests. Wenn es nicht einmal einen Protest gab, dann war's das. Andernfalls hätte das Spiel zwar 0:3 erst einmal so gestanden aber wäre nicht in die Wertung eingegangen (zusätzliches Spiel bis zum Siegpunkt ausspielen!) und die spielleitende Stelle hätte entscheiden müssen, was/wie/ob anders gewertet und/oder Strafen verhängt werden. Einen OSR dürfte es ja offensichtlich nicht gegeben haben.

[the_TOCO]

Danke. So habe ich das noch nicht gesehen...

Heißt also, besser erstmal spielen und anschließend evtl. Protest beim Staffelleiter?

[NicoZ]

Grundsätzlich erstmals spielen, solange man es sich noch zumuten kann und SOFORT protestieren. Wer nicht unmittelbar Protest einlegt, verwirkt das Recht. Nicht erst Mannschaftskampf komplett spielen und zum Schluss sagen "aber mich hat das Licht die ganze Zeit gestört und es war zu glatt!" .

Das Procedere ist grob:

1. Protest einlegen UNMITTELBAR NACHDEM DER MAKEL BEKANNT wird(!!!)
{Hier also sicher nach dem Hinweis dass der Spieler Beleidigungen unterlassen soll bei der nächsten Beleidigung. Im Spielbericht, schriftlich, vom Mannschaftsführer, unterschrieben. Ggf. auch mal an Zeugen denken; die Unterschrift des gegnerischen Mannschaftsführers ist übrigens weder ein Anerkenntnis noch notwendig - allenfalls sagt sie aus, dass der Protest zur Kenntnis genommen wurde...}

2. Spiel zu Ende führen - wahlweise kann man es auch lassen; dann trägt man aber wie gesagt alleinig das Risiko (auch bei anderen Dingen, z.B. vermeintlich zu glatte Halle, vermeintlich störendes Licht (von gesamter Mannschaft dann ja meistens) usw. - das mag alles der Fall sein, ist aber nicht endgültig feststellbar von neutraler Stelle. Ich rate, zu spielen, sofern es nicht gänzlich unzumutbar ist. Das wären für mich z.B. spiegelgaltter Boden oder ~7° in der Halle - hier halte ich die Verletzungsgefahr persönlich für unzumutbar - und ja, das habe ich in eigener Halle erlebt, herzlichen Dank an die Schule... zum Glück kein Punktspiel.)

3. Wenn ein EINZELNES Spiel unter Protest gespielt wird, wird das Ergebnis normal aufgeschrieben, zählt aber erstmal nicht für die End-Wertung - für keine Mannschaft. Es muss nun zu Ende gespielt werden, so dass eine Mannschaft auch ohne diesen "Punkt unter Protest" gewonnen hat/unentschieden ist.

4. Die spielleitende Stelle oder wer auch immer zuständig ist entscheidet über den Protest und Maßnahmen sowie Wertung des Spieles.

[the_TOCO]

Super! Danke dir!

[serxas]

Zitat von the_TOCO

.. woraufhin Spieler Y zu ihm sagt, wenn er zu dumm zum zählen sei, solle er doch wieder in die Schule gehen. X lässt das natürlich nicht auf sich sitzen, zumal es nicht der erste Spruch von Y in dieser Richtung war, und sagt er würde das Spiel beenden wenn noch ein Spruch käme. Der Spruch folgte prompt und X ging vom Tisch.

Nun ist das Spiel mit 3:0 für Y gewertet worden. ...
Gruß,
Toco

sowas habe ich auch schon mal ähnlich Deinem Fall im Betriebssport erlebt, wo ein Mannschaftskamerad beledigt worden war und dieser folglich vom Tisch gegangen ist und sich danach "einfach auf die Bank gesetzt hat" und nicht mehr das Spiel weitergeführt hat. Da ist leider das Regelwerk im TT noch verbesserungsfähig...

[the_TOCO]

Ja, da hast du wohl Recht.

Ich bin mal gespannt wie er sich heute abend verhält, da habe ich nämlich das Vergnügen mich mit ihm zu duellieren und ich verzähle mich öfter mal.

[JanMove]

Dass gespielt werden muss (evtl. unter Protest) ist klar.
Aber da Spieler X zum Zeitpunkt des Vorfalls zählte, ist er aus meiner Sicht der momentane Schiedsrichter am Tisch und hat noch eine weitere Möglichkeit. Er kann Spieler Y beim ersten mal verwarnen (gelbe Karte) und beim zweiten mal Gelb-Rot zeigen, was automatisch Punktgewinn für X bedeutet.
Ich denke das wäre eine richtig geile Aktion von Spieler X und Spieler Y würde ziemlich blöde aus der Wäsche schauen!

[the_TOCO]

Ja, klingt interessant. Werde mir gleich mal farbige Zettelchen fertig machen.

[serxas]

Zitat von JanMove

... Er kann Spieler Y beim ersten mal verwarnen (gelbe Karte) und beim zweiten mal Gelb-Rot zeigen, was automatisch Punktgewinn für X bedeutet.
...

Dazu muss man ja erst mal solche gelben und Roten Karten als Schiri ja haben. Dies haben ja in der Regel gelernte Schiris+Oberschiris