Spielstil gesucht oder wie komme ich zwischen den Stühlen hervor?

[Planetenbrecher]

Hallo Mitforisten!

Seit ich Tischtennis spiele bin ich auf der Suche nach meinem Spielstil.
Das hat sich am Samstag wieder mal gezeigt...ernüchtert und demoralisiert bin ich aus dem Saisonauftakt gegangen. Teilweise unerklärliche bzw. peinliche Fehler, steifes Handgelenk, überm Tisch kam garnix. Lediglich aus der Halbdistanz sah ich streckenweise ganz passabel aus.

Viele meiner Mitspieler sind der Meinung: "Du bist ein Blockspieler, keiner der angreift."
Soweit so gut.
Schauen wir als erstes auf meine Spielweise im Training:

In 50% der Bälle eröffne ich mit einem Angriffsschlag, wobei davon gut 2/3 kommen. Ich stehe meist recht gut zum Ball. Blocken geht auch gut von der Hand, besonders die frühen überm Tisch, ist aber nicht ausschlaggebend für mein Spiel.

Punktspiel: Ich schupfe viel, suche mir dann meistens die falschen Bälle zum Ziehen heraus. Beinarbeit so lala. Angriffsbälle kommen vlt. 2 von 10 auf den Tisch. Aus der Halbdistanz treff ich die Bälle sauberer, kann auch gegenziehen, ballonabwehren geht gut von der Hand und VH-Topspin mit Seitschnitt diagonal berührt eher die Wand als das der Gegner noch drankommt. Ist aber auch ein Stil mit hohem Verschleiß.

Nun weiß ich nicht so recht wie man ein durchdachtes Blockspiel aufzieht. Einfach den Gegner mit aggressiven Schupfbällen laufen lassen und wenn er anzieht, dann in die freie Ecke rein. Scheint mir ne riskante Taktik, da passiv bzw. reaktionär. Das Händchen für elegante Blocks habe ich, aber alles darauf basierend?

Noch zum weiteren Verständniss mal mein aktuelles Setup:

Holz: Waldner Donic Senso Carbon
VH: Aurus 2,1
RH: Aurus 2,1 evtl. auch 1,9, weiß nicht mehr.

Gruß und danke fürs Feedback!

[Mianning]

Die wichtigste Frage ist wie willst du überhaupt spielen? Ein Spielsystem was dir eigentlich nicht gefällt wird langfristig auch nicht zum Erfolg führen.
Wenn du wiest, wie dein Spiel aussehen soll musst du dein Training so ausrichten, dass du deine Schwächen gezielt trainierst.
Im Spiel ist es wichtig so zu spielen wie im Training auch, es macht (außer in Ausnahmefällen) wenig Sinn da ein komplett anderes Spielsystem zu spielen.

Ja ein Blockspiel würde ziemlich genau so aussehen. Viel mit platzierung und beim Blocken dann ein Mix aus aktiven- passiven- und Spinblocks. Verträgt sich aber weniger mit deinem Topspinspiel aus der Halbdistanz und ist auch nix für ungeduldige.

Am ehesten -ohne dich spielen gesehen zu haben- denke ich würde es mehr Sinn machen die Eröffnungsbälle zu trainieren, damit du auch im Spiel sicher aus dem Schupfspiel in dein Angriffsspiel zu kommen. Das muss dan auch nicht der erste Ball sein, da du bei gegnerischem Angriff dich auf dein Blockspiel verlassen kannst -> typischer Allroundspieler.

Dein Material solltest du immer an deinen Spielstil anpassen und nicht umgekehrt.

[cronsen]

hi,

das du diesen thread eröffnest und dir überhaupt erstmal gedanken über ein system machst, ist schonmal ein sehr guter anfang.
klingt phrasig, aber du glaubst ja nicht wie viele leute einfach in die halle gehen und drauf los spielen ohne zu wissen was sie eigentlich spielen wollen.

auch die, die eigentlich besser werden wollen.

kurz zu mir:

angefangen mit fetten max belägen und nem off+ holz, umso schneller umso besser.
ich habe eigentlich immer versucht, mit dem ersten möglichen ball den punkt zu machen.
es wurde mir immer eingebläut, das ich das so machen soll jahrelang, aber irgendwie hat mir das nie so richtig spaß gemacht.
irgendwann wollte ich dann nicht mehr und dachte mir, tt muss doch noch aus etwas anderem bestehen, außer möglichst schnell den punkt machen zu müssen.

ich machte mich ein wenig schlau und achja es gibt ja noch viele andere systeme.
ich sah mir viele unterschiedliche sachen an und es traf mich wie ein blitz...
jetzt spiele ich ein schnarchlangsames abwehrholz,rh noppe vh normal medium belag und spiele moderne abwehr.

seit ich das tue, freu ich mich auf jedes training wie ein schneekönig.

helfen könnte dir evtl. ein vorbild bei den pro`s, wo du dir einiges abschauen könntest, so hab ichs gemacht.

danach musst dich einfach schlau machen und dein training danach ausrichten.
ich z.b musste erstmal schupfen trainieren, das macht zwar nicht immer spaß aber ist nunmal der grundstein für ein system.
vielleicht spielt ja jemand in deinem verein, wo du sagst das gefällt dir und den kannst du dann darauf ansprechen, was so seine tricks sind.

einer meiner trainingspartner(lpz 1700ca) ist blockspieler, am tisch blockt er halt und vorallem setzt er einfach verdammt gut, ich denke dieses extreme auskucken des gegners ist der grundstein seines systems.
wird er nach hinten gedrängt, bringt er sauviel zurück mit überraschenden gegenangriffsaktionen wie du es beschreibst.

er kann kaum selbst großartig punkte von sich aus machen, aber ich hab gegen ihn schon die krassesten leute verzweifeln sehen.

die frage ist einfach was dir auf dauer am meisten spaß machen würde und was dir liegt, danach baust du dann dein training auf.

[Planetenbrecher]

Danke euch schonmal für die Einschätzungen!

Das Problem ist gerade über dem Tisch einfach die fehlende Technik. Alles hausbacken, nie nen Coach gehabt. Da ist dann nicht die Frage, wie wil ich spielen sondern was kann ich spielen mit meinen Recourcen? ich bin da realistisch, mehr als 2 mal die Woche 2-3 Stunden werd ich selten trainieren und dann wird auch nur überwiegend gematcht. Das bringt sicher auch viel, gerade mental, aber Systemtraining ist anders. Und meine Opis haben da auch keinen Bock drauf. Also muss ich mit dem arbeiten was ich habe. Und das ist Schnelligkeit, Ballgefühl, ein passables Blockspiel, vor allem über dem Tisch und variable Aufschläge. Das klingt schon so beim Schreiben brutal einleuchtend, dass ich vom Pseudoangreifer weg muss. Und vor allem muss die FEHLERQUOTE runter. Und ich glaube da kommt mir ein passiveres Spiel gerade recht. Nun ist die Frage ob ich da auch materialmäßig was ändern sollte? Z.b. auf der VH auf 1,9 runter (Aurus ist denke ich ein guter Belag für mein Vorhaben) und RH evtl. eine kurze Angriffsnoppe (da ich auch recht aufschlaganfällig bin). Wird dadruch sicherlich schwerer die Blocks präzise zu streuen, aber es geht auch darum Topspins zu entschärfen bzw. schön kurz zu setzen um dann wieder lang nachzuschießen.

[Ani]

Also wenn du wirklich besser werden willst dann genügt dein Training. Aber nur Matches zu spielen verbessert ev. die Kontrolle aber nur langsam.

Wenn du wirklich etwas gezielt spielen willst....musst du es auch gezielt üben!!!!

"WIE" steigert man sich schnell....so banal das klingt. Gute Aufschläge und Beinarbeit

Wenn dir wirklich die Partner fehlen....dann würde ich wirklich ein langsameres Material nehmen, und viel Beinarbeit machen.
Ein langsameres Material bedeudet nicht immer langsamer zu spielen. Aber es bedeutet einfach mehr Kontrolle!!!

Bei den Erwachsenen und Kindern sind zu mehr als 50% die Schläger ZU SCHNELL.
Und daraus resultierend Kontrollverluste (warum mach ich so viele Fehler) und schlampige Technik weil man das Material nicht 100%ig kontrollieren kann.

Ich selber spiele schon lang....und spiele ein langsames Allround Holz!!

[Mianning]

Wenn Systemtraining für dich nicht in Frage kommt ist es sehr schwer bis unmöglich deine Technik stark zu verbessern. Grade das Eröffnen braucht sehr viel Übung. Dann würde ich dir definitiv kein Topspin-Spiel empfehlen.

Gegen viele Spieler reicht es schon aus keine Fehler zu machen, von daher kann ein rein passives Spiel zumindest in den unteren Ligen durchaus erfolgreich sein. Dass du damit nicht Verbandsliga spielen wirst sollte klar sein.

Eine kurze Noppe auf der Rückhand kann Sinn machen für ein Block-/Konter-Spiel. Grade das Blocken erleichtert die Noppe, da man nicht mehr so schnittanfällig ist. Außerdem ist es damit leichter zu hoch geratene Blocks zu schießen. Dafür wirst du damit nicht besonders gefährlich schupfen können, da du natürlich auch weniger Unterschnitt erzeugen kannst.

Wie siehts bei dir mit Kontern aus? Kannst du das sicher und halbwegs gefährlich? Damit kann man deutlich mehr Druck erzeugen als man denkt.

Mit dem Material gebe ich Ani recht, da spielen viele viel zu schnelles Material. Auch bei dir, wenn du kein Angriffsspieler bist sind Beläge in 2,1mm nicht nötig, auch ein Off-Holz wie dein WSC würde ich nicht unbedingt empfehlen, aber wo du es hast kannst du damit auch weiterspielen, solang die Beläge nicht zu schnell sind. Der Aurus sagt mir jetzt nicht besonders viel...

[crycorner]

Ich sehe da eher ein menthales Problem. So, wie Du im Training spielst, solltest Du auch im Punktspiel auftreten. Im Training machst Du automatisch das, was Du am Besten kannst und was Dir am Meisten Spaß macht. Du bist kein Blockspieler. Du willst den Punkt ja eigentlich selbst machen, traust Dich im Punktspiel aber nicht. Meistens liegt das daran, dass man die Bälle im Punktspiel irgendwie härter schlägt oder zu viel denkt oder eben versucht, möglichst keine Fehler zu machen. Man kommt nicht in den Rhythmus, den man im Training hat.

Also: Konsequent Dein Punktspiel als Trainingsspiel betrachten. Das Ergebnis ist zweitrangig, wird aber tendenziell besser ausfallen, als jetzt.

[Cohan]

Wenn man besser werden will sollte man da hin gehen wo bessere sind.

Schon mal dran gedacht einen Tischtennislehrgang oder eine Tischtennisschule zu besuchen?

Oder mal Rundenspiele bei hochklassigen Vereinen besuchen und evtl was abschauen.

Was auch helfen kann ist sich selbst mit einer Kamera zu Filmen und analysieren (lassen) was man technisch besser machen kann.

[crycorner]

Es geht ihm ja erstmal gar nicht darum, bei dem was er tut, besser zu werden. Sondern darum, sich bewusst zu werden, was er denn überhaupt kann und wie er es bestmöglich an die Platte bekommt.

[pibach]

Zitat von Planetenbrecher

Punktspiel: Ich schupfe viel, suche mir dann meistens die falschen Bälle zum Ziehen heraus.

Aus langen, schnittigen Schupfbällen kann man schlecht angreifen! Daher gilt es, das von vorne herein zu vermeiden. Das basiert auf gescheitem Spielaufbau vorher.
z.B. so:
1) Guten Aufschlag,
2) dann auf schlechte Returns angreifen.
3) auf kurzen, flachen Return wieder kurz und flach zurück. Dann wieder bei 2) weiter.

Lange Hacke in Deine Rückhand kannst Du durch deinen Aufschlag bzw. Deinen Antwort auf den Return (kurz) vermeiden. Auf kurze, flache Bälle kann man nicht lang und schnittig schupfen. Da muss der Ball höher und langsamer gespielt werden - und lässt sich dann angreifen.
Also kommt es erst gar nicht zu langem Rumgeschupfe.

Hat der Gegner Aufschlag musst Du unbedingt kurzen Aufschlag von ihm erzwingen. Also seine langen Aufschläge angreifen. Den kurzen dann kurz ablegen. Dann gehts wieder zu 2). Ab gewisser Spielstärke ist daher vor allem das Kurz/Kurz Spiel relevant.

Manche können auch auf kurze Bälle lang drücken, z.B. mit OX Langnoppen. Denen einfach kurz mit Überschnitt servieren, dann geht das nicht mehr.

Alternativen:
Wenn Du ein Konter und Blockspiel aufziehen möchtest geht auch langer Rollaufschlag dann bist Du normalerweise auch aus dem Geschupfe raus und kannst offenes Spiel machen. Dieses Spielsystem hat aber paar Probleme, wird daher in den höheren Ligen praktisch nicht gespielt. Kann bis mittlere Ligen aber recht erfolgreich sein.
Reines Blockspiel ohne schnelles Kontern ist imho nicht spielstark. Musst auf jeden Fall auch mal Schießen auf die langsamen Lullertops des Gegners. Erst wenn Du den Gegner weit genug von der Platte zwingst ist danach das (langsame) Blocken gefährlich.