Eure Meinung zum Bericht über die Rohr-Zwillinge in der Zeitung

[Simon]

Es war ein Tag im Januar 1996, der aus dem mittelmäßigen Tischtennis-Erstligisten TSV Betzingen einen Verein machte, der in Deutschland zur Spitze zählt und nun sogar nach den Sternen im Europapokal greift. Damals traf Betzingens Abteilungsleiter Gerald Horner die tischtennisverrückte Familie Rohr aus Oberboihingen - und seither schmettern sich die TSV-Frauen steil nach oben. Nun hat der TSV am Freitagabend im holländischen Den Helder mit einem 3:2-Sieg im Halbfinal-Rückspiel das Europacup-Endspiel erreicht und trifft dort auf Budapest.

"Für uns ist die Familie Rohr ein Glücksfall, darum werden wir überall beneidet'', gibt Betzingens Tischtennis-Boss Horner gern zu. Weil der TSV mit drei Teams in erster Liga, Regional- und Oberliga beste Voraussetzungen für die kontinuierliche Entwicklung der damals elfjährigen Rohr-Zwillinge Gaby und Meike bot, stieg die Familie in Betzingen ein - und zwar volley: Die Rohrs holten 1998 die Weltklassespielerin Qianhong Gotsch an die Seite ihrer Töchter.

"Gotsch ist ein Vorbild und die beste Trainingspartnerin für Gaby und Meike'', sagt Beate Rohr. Mittlerweile hat sie mit ihrem Mann Josef das Tischtennis-Unternehmen Rohr gewaltig aufgestockt: Zwei Trainer kümmern sich um die Mädchen, das Team wurde vor dieser Saison mit der Chinesin Ding Yaping verstärkt, die Zwillinge trainieren fünfmal pro Woche im eigens dafür angemieteten Raum in Oberboihingen und haben einen eigenen Pressesprecher. Meike Rohr wird nun sogar Profi, Gaby überlegt noch, ob sie vorher das Abitur machen soll.

Wie stark sich das Unternehmer-Ehepaar (Metallmöbel und Autoteile) finanziell beim Betzinger Bundesligisten engagiert, bleibt sein Geheimnis. "Es ist eine gesunde Mischung aus kleinen Sponsoren, TSV Betzingen und Familie Rohr'', sagt die Mutter der Zwillinge.

Damit sie international weiterkommen und Weltranglistenpunkte sammeln können, meldete der TSV für den Europapokal. Da stellte sich anfangs schon mal die Frage: Soll der TSV in Bestbesetzung antreten - oder spielen die beiden Zwillinge? "Selbstverständlich redet der, der sich finanziell engagiert, mit'', sagt Horner, "aber wir haben nie groß diskutieren müssen.'' Vor allem, weil Gaby und Meike Rohr das Vertrauen voll rechtfertigten. "Es hätte im Europapokal nicht besser laufen können'', sagt Beate Rohr. Auch der TSV-Chef hatte nicht erwartet, dass die ständig eingesetzten Zwillinge bereits solche Glanzvorstellungen liefern wie Meike beim 2:0 über die 200-fache russische Nationalspielerin Elena Timina im Halbfinal-Hinspiel gegen den Helder. "Das war die bisher beste Einzelleistung von ihr'', lobt Horner.

Dabei machen die Mädchen nicht den Eindruck, von elterlichem Ehrgeiz an die Platten getrieben zu sein. "Die Eltern fördern nur, was von den Zwillingen selbst ausgeht'', betont Horner, "sie verfolgen auch keine existenzielle Absichten - da wäre Tischtennis garantiert die falsche Sportart.'' Von Vergleichen mit fanatischen Tennismüttern will Beate Rohr nichts wissen: "Wir würden nie Druck ausüben. Im Sport ist nur etwas zu erreichen, wenn man es selber will.'' Würden die beiden Mädchen von heute auf morgen aufhören, dann wäre das eben so. Doch daran denken die beiden 16-Jährigen nicht im Geringsten. Sie haben sich mit dem TSV ins Europapokal-Finale geschmettert - und dann ist alles möglich. Schließlich ist Betzingen seit dem 1. November 2000 in Bundesliga und Europacup unbesiegt. "Ich bin seit 34 Jahren Abteilungsleiter - da darf man schon mal das große Los ziehen'', sagt Horner, wenn er an den Januar 1996 zurückdenkt.

Mich würde mal Eure Meinung zu diesem Bericht, über die Rohr-Zwillinge und die Aussagen von Beate Rohr interessieren.

Mir ist das Gerücht zu Ohren gekommen, daß der Privattrainer der Rohr-Zwillinge fristlos entlassen wurde! (Natürlich offiziell "in beiderseitigem Einvernehmen")
Was wisst Ihr darüber? Ist der gewünschte Erfolg doch noch nicht eingetreten?

[Walker]

Ich kann mir nicht vorstellen, wenn die beiden Töchter keinen Bock mehr auf TT hätten, daß die Eltern einfach tatenlos zusehen würden. Schließlich haben sie ja viel Zeit und noch mehr Geld in die Sache reingesteckt.

[BlackJack]

Also nur anhand des Zeitungsartikels will ich mir keine Meinung über die Eltern bilden, lieber nicht.
Es kann schon sein, dass die Eltern wirklich nur daran interessiert sind, ihren Töchtern das zu ermöglichen, was sie gerne machen, andererseits kann ich damit auch total falsch liegen und die Eltern pushen ihre Töchter koste es was es wolle nach vorne.
Aber um das richtig zu Beurteilen reicht mir der Zeitungsartikel nicht. Bei der TV-Übertragung der DM kam ja auch ein kurzer, aber interessanter Bericht über die Rohr-Zwilinge.
Aber versetzt euch mal in die Lage der Eltern: würdet ihr dann nicht auch euer Möglichstes tun, um euren Kindern den Weg zu ebnen?! Gerade die, die Nachwuchsbereich tätig sind, kennen das bestimmt auch, nur halt vielleicht nicht so extrem.

[CharlyRT]

Ich finde den Zeitungsbericht typisch. Allenthalben werden sie
in den Mittelpunkt gestellt von der Presse.
Aber weil ich ehrlich bin, sage ich
a) sie arbeiten hart dafür
b) endlich deutsche Namen in der Bundesliga (bräuchte man mehr)
c) sie und ihre Eltern nützen nicht nur dem Verein/Verband
sondern auch über die Presse
unserem Tischtennissport !
e) Anstrengungen um im Leistungswettrennen der Weltelite
einmal mitspielen zu können sind begrüssenswert !
d) ich freue mich jedesmal in den Betzinger-Spielen die
Rohr-Zwillinge (im Doppel z.B.) spielen zu sehen
e) Hut ab davor, wie eingespielt der Verein und die Eltern
das terminlich hinbekommen und wie selbstverständlich
alles zur Förderung unternommen wird.
Ich verstehe auch, wie sicherlich viele Spieler dieses Forums,
daß Tischtennis nicht immer nur Spaß macht, deshalb freue ich
mich wenn Jugendliche dabei bleiben !
Bleibt gesund und noch viel viel erfolgreicher ! Danke.

[aleol]

Ob von den Eltern nun Druck ausgeübt wird oder nicht, kann man als außenstehender wirklich nicht beurteieln. (Sicherlich gibt es schon einen moralischen Druck auf die Zwillinge, wegen des Geldes, das sie Eletern bisher für ihre TT-Karriere ausgegeben haben.)

Aber läuft wirklich alles so ab, wie in dem Artikel beschrieben, dann kann sich Tischtennis-Deutschland zu solchen Spieler-Eltern doch nur gratulieren. Ohne diese Förderung würden die beiden wahrscheinlich wirklich noch nicht so weit gekommen sein, wie sie es schon sind, und über junge deutsche Spielerinnen in der Bundesliga freuen wir uns doch eigentlich alle.

Und wären die Zwillinge nicht auch an Hochleistungs-Tischtennis interssiert, könnte ich mir nicht vorstellen, daß sie weiterhin Erfolge feiern würden. Dazu wissen wir alle doch zu gut, wie abhängig Erfolg im TT vom Kopf ist.