Früher ging's bei Verbänden noch um Tischtennis, Spieler, Nachwuchs, den Sport. Und heute!?

[Moselrebell]

RTTVR – ein Verband beschäftigt sich mit sich selbst. Geht’s bei euch genauso?

Ich les hier schon ewig mit. Eigentlich wollt ich nie was schreiben. Aber irgendwann is Schluss – und ich muss mir einfach mal Luft mache.
Ich frag mich auch: Ist das normal so? Deshalb schreib ich das hier im allgemeinen Forum. Läuft das in euren Verbänden genauso?
Ich komm aus ’nem Verein an der Mosel – kleiner Ort, net viel los, aber wir halten durch. Was ich im Verband grad mitbekomm, macht mich langsam sprachlos.

Beim Verbandstag war ich erst skeptisch, wie der neue Präsident und sei Trupp da aufgeschlage sin. Hab dann gedacht: „Gib de Leit ne Chance.“
Früher ging’s bei uns irgendwie noch um Tischtennis. Um Spieler. Um Nachwuchs. Um den Sport halt.

Heut hab ich das Gefühl: Es dreht sich nur noch um sich selbst da oben.
Auf der Homepage liest mer mehr über Ordnungen, Sitzungen und Fotos von Funktionären als über Turniere oder gute Leistungen.
Öffentlichkeitsarbeit? Ein Witz.
Der einzige Post, der mir hängeblieb, war der große Bericht über den Geburtstag von ner Vizepräsidentin. Joa – wenn mal jemand von den Herrschaften 60 wird, gibt’s nen fetten Bericht.
Aber was Spieler oder unsere Jugendlichen leisten? Kommt eigentlich nix.
Beim letzten großen Turnier waren wohl auch wieder drei richtig gute aus unserm Verband dabei, und es fand sogar bei uns statt – aber kein Wort dazu.
Und dann: WhatsApp-Kanal einfach weg. Keine Info. Kein „Danke, war schön.“ Einfach gelöscht. Ich hab das ja echt gemocht.
Was aber steht auf der Homepage? „Ordnungen wurden angepasst.“ Joa, danke.
In Wahrheit wurden zahlreiche Gebühren erhöht. Das wird aber net offen kommuniziert.
Ehrlich: So verlierste die Basis. So holste niemanden mit.
Nachwuchs? In Trier gäb’s genug Talente – aber der Stützpunkt is weg. Einfach abgestellt.
Mitarbeiter verschwinden kommentarlos. Kein Wort des Dankes, keine Erklärung, keine Würdigung.
Weg. Einfach so. Ohne dass mal jemand sagt: „Danke, mach’s gut.“ Kommt komisch.

Gleichzeitig wird Geld für Jubiläumsfeiern rausgeblasen, bei denen man sich fragt, wer da eigentlich gefeiert wird – der Sport oder sich selbst.

Deshalb meine Frage an euch: Läuft das bei eich in euren Verbänden genauso?
Oder ist das hier ein Sonderfall?

Ich bin nicht gegen Strukturen.
Ich bin gegen Strukturen, die sich selbst zum Selbstzweck mache.
Ich hab lange gehofft und hab’s auch besser in Erinnerung.
Nach der Fusion dachte ich erst: Jetzt geht's ab!
Tut's auch. Abwärts!

Jetzt bin ich enttäuscht.

Vielleicht bin ich der Erste, der’s so offen sagt.
Aber hoffentlich nicht der Letzte.

[Alexandra Bierbrauer]

Hallo Moselrebell, leider kenne ich Ihren richtigen Namen nicht. Ich bin die Funktionärin, die in diesem Jahr einen runden Geburtstag gefeiert hat. Ich bin zwar erst 50 geworden und nicht 60 aber sei es drum.

Ich bin seit 35 Jahren - ja sie lesen richtig - auf Vereinsebene, Kreisebene und jetzt im Präsidium tätig und ich bin ein Mensch, der nicht gern in der Öffentlichkeit steht und schon gar nicht, um gefeiert zu werden. Ich habe mich über den Beitrag auf der RTTVR-Seite gefreut, weil es das erste Mal in 35 Jahren war, dass mir jemand so richtig öffentlich Danke gesagt hat. Es gab sicher den ein- oder anderen, der sich auf einer Sitzung bedankt hat, oder an Kreistagen, was auch schon toll war...Sonst gab es meist nur Ärger und Kritik, gerade von kleinen Vereinen, wie dem Ihren, die "einfach nur Tischtennis spielen wollen" und dabei vergessen, dass es einer gewissen Organisation bedarf.

Sie haben Recht, leider kommt das Thema Öffentlichkeitsarbeit im Moment bzw. vielmehr seit dem letzten Herbst zu kurz, bzw. fällt hinten runter. Als aufmerksamer Leser unserer Homepage- schließlich haben sie ja die Ordnungen studiert- wird Ihnen sicher nicht entgangen sein, dass die Geschäftsstelle seit dem 1.11.2024 nur noch mit zwei statt mit vier Personen besetzt ist. Eine Person kümmert sich um den gesamten Jugend- und Erwachsenenbereich, meldet Spieler zu Veranstaltungen, kümmert sich um Preise, Pokale, Urkunden und Equipment, sorgt dafür dass bei den Turnieren eine Turnierleitung anwesend ist, kümmert sich darum, dass der Mannschaftsspielbetrieb rechtzeitig starten kann, organisiert die Sitzungen des Jugend- und Sportausschusses und führt hier Protokoll. Beim gestrigen Verbandsentscheid Mini hat sie mit mir zusammen den ganzen Tag Turnierleitung gemacht. Die andere Person kümmert sich um die Finanzen, verschickt Rechnungen, macht die Buchungen, kümmert sich um Vereinsjubiläen und ist faktisch immer auf der Geschäftsstelle um sich um die Anliegen aller Vereine zu kümmern. Es kommt jemand nicht in click-tt, es gibt irgendein Problem mit den Ehrenamtlichen, es soll eine Ehrung durchgeführt werden. Dann müssen auch noch Seminare und Lehrgänge organisiert werden.

Und dann ist für die Homepage eben gerade noch so viel Zeit, dass die wichtigsten Dinge veröffentlicht werden. Ich unterstütze die Geschäftsstelle hierbei. Ich hätte gerne im März über das Turnier in Mülheim berichtet, aber ich habe als Vollberufstätiges Präsidiumsmitglied, Vereinsvorsitzende und Kreisvorsitzende und Tischtennisspielerin dazu leider keine Zeit. Sehr wohl kann ich einen Bericht mit Fotos veröffentlichen. Aber dafür fühlt sich dann leider kein anderer Ehrenamtlicher zuständig. Gleiches gilt im Übrigen für die südwestdeutschen Senioren, die am gleichen Wochenende statt fanden und bei denen ich über zwei Tage in der Turnierleitung saß.

Auch der whatts app Kanal ist der Reduzierung des Personals zum Opfer gefallen. Auch ich fand das toll. Aber es geht nun eben nicht alles.

Trotzdem wir "nur" zwei Mitarbeiter auf der Geschäftsstelle haben, möchten die gerne ein mtl. Gehalt haben, genauso wie die hauptamtlichen Kadertrainer und die vielen ehrenamtlichen Kreiskadertrainer und Mitarbeiter. Auch die Schiedsrichter möchten gerne eine kleine Aufwandsentschädigung haben, wenn sie den ganzen Tag in der Turnhalle verbringen, weil andere "einfach nur Tischtennis spielen wollen".

Und deshalb mussten dann nun auch mal nach acht Jahren die Startgeldeinnahmen und die Gebühren angepasst werden. Wir sind hier bundesweit im Übrigen immer noch unter allen anderen Verbänden im DTTB. Im Gegenzug wurde die Spielberechtigung für Jugendliche, die bei den Erwachsenen spielen möchten von 40,00 * auf 15,00 * reduziert.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen erläutern, dass unsere Strukturen nicht nur zum Selbstzweck da sind, sondern dass auch Leute, die "einfach nur Tischtennis spielen" durchaus davon profitieren. Und ja, wir haben unser Jubiläum gefeiert, mit den Vereinen, die zu einem Bundesligaspiel eingeladen wurden und den Ehrenamtlichen, um ihnen mal danke zu sagen.

Und ganz zum Schluss. Als Funktionärin, die in ihren Job sehr viel Herzblut rein steckt, bin ich enttäuscht von Menschen wie Ihnen, die zu feige sind, Ihre in Teilen durchaus berechtigte Kritik an das Präsidium des RTTVR zu richten und die Hintergründe zu erfragen und statt dessen im einem öffentlichen Forum einfach nur drauf hauen.
Aber vielleicht werde ich ja doch noch positiv überrascht. Ich bin als Kreisvertreterin im Präsidium für die Belange der Kreise im Präsidium zuständig. Gerne nehme ich Ihre Vorschläge, wie wir uns verbessern können, entgegen.

Viele Grüße
Alexandra Bierbrauer
Präsidium des RTTVR

[onkelz.K]

Sehr gutes Statement

Vielleicht erklärt sich Moselrebell ja dazu bereit mitzuwirken und den Verband weiterzuentwickeln...

[ratzinho]

Bam! Sehr schönes Statement, das verdeutlicht, unter welchen Bedingungen die handelnden Personen IN IHRER FREIZEIT ihr Ehrenamt ausüben.

Herzlichen Dank Frau Bierbrauer für Ihren Einsatz und alles Gute nachträglich zum Geburtstag!

Bin mal gespannt, ob der Threadersteller überhaupt nochmal reagiert. Schimpfen und nörgeln können in Deutschland unglaublich Viele, aber anpacken?

[Tikk]

MEGA Statement und auch den A**** in der Hose gehabt, darauf zu reagieren. TOP!

Die genannten Punkte, den den Frust so fördern, kann man schon in Teilen verstehen, allerdings ist eben auch die andere Seite anzuhören.

Diese ganzen ehrenamtlichen Positionen bzw. Ämter, die in der eigenen Freizeit ausgeübt werden, sterben aktuell eh nach und nach immer mehr aus, aus verschiedenen Gründen, u.a. rechtliche Vorgaben, mit denen sich keiner mehr rumärgern möchte oder eben auch Zeitgründe ("Work-Life-Balance"), usw...

Klar, wäre es einfacher, "einfach" nur in die Halle zu gehen und TT zu spielen und wieder heimzugehen, ab und an auf ein Turnier und alles ist gut. Sich um nichts kümmern müssen, Spaß haben, usw...
Aber die ganze Orga und Verwaltung dahinter muss auch jemand machen...und gemotzt ist ja immer schnell in DT, da hat ratzinho schon recht.

Und auch von mir alles Gute nachträglich

[Matousek]

Zitat von ratzinho

Bam! Sehr schönes Statement, das verdeutlicht, unter welchen Bedingungen die handelnden Personen IN IHRER FREIZEIT ihr Ehrenamt ausüben.

Herzlichen Dank Frau Bierbrauer für Ihren Einsatz und alles Gute nachträglich zum Geburtstag!

Bin mal gespannt, ob der Threadersteller überhaupt nochmal reagiert. Schimpfen und nörgeln können in Deutschland unglaublich Viele, aber anpacken?

Schließe mich den Vorrednern ab Post #3 an.
Zur fettgedruckten Passage: Scheint ein neues Studienfach an deutschen Unis zu sein.

[masl83]

Vielen Dank Frau Bierbauer für dieses Statement. Dieser Sachlichkeit könnte sich der Threadinitiator eine Scheibe abschneiden, und das wenn man "quasi" persönlich angegriffen wird.

[Fastest115]

100% dabei

[Sclager-Fan]

Liebe Alexandra.
Wir kennen uns jetzt bestimmt 25 Jahre.
Ohne Menschen wie dich, Marcel, Jens usw. wäre der Tischtennissport besonders an der Basis komplett verloren.
Danke für euren Einsatz und Grüße vom TTC Ockenfels

[markustt]