Warum Plastikbälle?

[User 765]

Zitat von Rudi Endres

Was haltet ihr vom Antrag an den DTTB-Bundestag ab der Saison 17/18 nur noch P-Bälle zuzulassen?

Finde ich gut und überfällig. Dass man im Moment mal Plastik, mal Zelluloid spielt, ist kein befriedigender Zustand. Ich hoffe, der Antrag geht durch und das Chaos hat ein Ende.

Das Gejammer wird wie bei jeder Regeländerung groß sein - wie man schon an der ersten Reaktion sieht. Leider ist es in Deutschland üblich, jede Neuerung erst einmal schlecht zu finden ohne sie überhaupt ausprobiert zu haben - das war bei der Zählweise bis 11 oder den größeren Bällen nicht anders. 50% erzählen, sie hören mit Tischtennis auf, 30% jammern, sie könnten jetzt gar nicht mehr vernünftig spielen und 15% haben schlaflose Nächte. Am Ende wird die Regel eingeführt und für 98% ändert sich gar nichts.

[crycorner]

Das Cellulosenitrat, welches bei der Produktion von Zelluloid eingesetzt wird, ist hochexplosiv und darf nur in explosionsgeschützten Räumen gelagert, oder direkt nach Anlieferung verarbeitet werden. Die Zelluloidbälle gelten in größeren Mengen (Containerlieferungen) als Gefahrgut und müssen entsprechend deklariert werden.

Im Zuge von REACH (Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals), eine 2007 in Kraft getretene neue Chemikalienverordnung, müssen alle Gefahrstoffe, die in die EU importiert werden, registriert werden. Und zwar entweder vom Hersteller oder vom Importeur. Bei einem Import Mengenband von 1 to - 100 to (auf Stoffbasis, nicht auf Artikelbasis) läuft die Registrierungspflicht dieser Stoffe 2018 ab. Ich nehme an, in diesem Mengenband bewegt sich das. Bis dahin muss also z.B. Cellulosenitrat offiziell registriert sein. Diese Registrierung kostet viel Zeit und Geld. In der Chemie-Industrie gab es durch REACH an den verschiedensten Stellen mächtige Bewegungen. Speziell die hochgiftigen Weichmacher wie verschiedene Phtalate wurden im Eiltempo durch andere Stoffe ersetzt.

Ob die Umstellung zum Polyball dadurch ins Laufen gekommen ist, ist jetzt reine Spekulation. Ein Geschmäckle hat die Umstellung in jedem Fall, weil ausgerechnet die Frau des damaligen ITTF-Präsidenten das Patent hielt und der Präsident mit seiner damaligen Begründung suggerierte, dass Zelluloid bald nicht mehr verfügbar ist, weil eben Gefahrstoff. Das hat er dann irgendwann relativiert, als ihm diese Aussage mehrfach um die Ohren gehauen wurde, aber ein Zusammenhang mit REACH und dem möglichen Wunsch der Hersteller, hier die komplizierten und teuren Registrierungsprozesse zu vermeiden, lässt sich da zumindest -wohlwollend- erahnen. Irgend einen Anlass muss es ja gegeben haben, die Entwicklung voranzutreiben. Polybälle in Strandbad-Qualiät gibt es ja schon lange. Und auch wenn man selbst das Patent hält, muss man ja gute Argumente haben, einen Hersteller dazu zu bringen, viel Zeit und Geld für die Entwicklungsarbeit in die Hand zu nehmen. Das macht der auch nicht ohne irgend einen Anlass.

Was ganz besonders ungeschickt war, ist, dass durch die Hintertür auch der Durchmesser der Bälle erhöht wurde. Waren die Z-Bälle im Schnitt unter 40mm, weil man die Toleranzgrenze nach unten hin ausgenutzt hat, müssen die P-Bälle nun mindestens 40mm haben, deshalb "40+". Diese Erhöhung des Durchmessers wirkt sich auf das Spielgefühl aus. Leider haben die Spieler dadurch nie die Chance gehabt, Z-Bällen mit P-Bällen wirklich zu vergleichen. Wahrscheinlich wäre das Spielgefühl bei exakt gleichem Durchmesser viel näher am Z-Ball dran gewesen und die Akzeptanz bei den Spielern wäre höher gewesen. In Verbindung mit der schlechten Haltbarkeit schrammte man aber Jahre lang an der Katastrophe entlang. Jetzt, wo die P-Bälle eine hinnehmbare Qualität haben, zumindest die Besseren, wird nun Nägel mit Köpfen gemacht. Die Produktion der Z-Bälle wurde bei fast jedem Hersteller Anfang des Jahres gestoppt. Zwar wollte niemand den Z-Bällen die Zulassung entziehen, aber man wollte das über mangelnde Verfügbarkeit ausschleichen lassen.

Und wird wohl per Dringlichkeitsantrag im November beim Bundestag (DTTB) darüber entschieden, den Z-Bällen zur neuen Saison doch die Zulassung zu entziehen. Ich spekuliere auf Druck durch die Hersteller, da der Abbau der Lagerbestände wohl doch länger dauert, als erwartet und die Vereine bei der Umstellung doch viel verhaltener sind, als erhofft.

[Matthias1234]

Grundsätzlich fände ich eine generelle Umstellung auf Plastikbälle gar nicht so schlecht. Man hätte dann nämlich nicht mehr den ständigen Wechsel zwischen Zelluloid und Plastik.
Auch mit dem Plastikball kann man Tischtennis spielen und es ist kein neuer Sport. Klar muss man etwas anders agieren um erfolgreich zu sein. Aber wenn der Plastikball meinem momentanen Fähigkeiten nicht so liegt und ich das ganze nicht anpassen kann, dann spiele ich eben etwas niedriger. Denn ich für meinen Teil spiele Tischtennis, weil mir Tischtennis Spaß macht und nicht um mein Ego aufzupolieren. Deswegen macht es mir nichts im Zweifel etwas niedriger zu spielen, der Sport ist wie erwähnt der gleiche.

Einzige Problematik an einer Umstellungspflicht sind die Kosten, die man den Vereinen auferlegen würde. Wir zum Beispiel haben noch Unmengen an Trainingsbällen und Spielbällen aus Zelluloid, die Geld gekostet haben und die man dann wegwerfen müsste. Noch dazu kommt, dass man neue Plastikbälle anschaffen müsste, was auch Geld kostet. Mit dem Zusatz, dass Plastikbälle teurer sind, da sie nicht so lange halten. Gerade im Bereich Trainingsbälle konnte mit noch keiner einen Plastikball zeigen, der ausreichend Qualität hat.

Und alle die sich ständig über den Plastikball ärgern: Schaut auch mal die Fußbälle der 50er und von heute an. Die Unterschiede sind weit größer als zwischen Platik und Zelluloid bei uns. Trotzdem motzt keiner.

[kum25]

Ich persönlich fände es gut, wenn dieser Antrag zuspruch findet und angenommen wird. Somit wäre aber nur ein Problem gelöst.
Das Problem der unterschiedlichen P-Bälle (mit/ohne Naht) aber leider immer noch gegeben. Diesen Unterschied finde ich genau so problematisch.

[kum25]

Zitat von Matthias1234

Einzige Problematik an einer Umstellungspflicht sind die Kosten, die man den Vereinen auferlegen würde. Wir zum Beispiel haben noch Unmengen an Trainingsbällen und Spielbällen aus Zelluloid, die Geld gekostet haben und die man dann wegwerfen müsste. Noch dazu kommt, dass man neue Plastikbälle anschaffen müsste, was auch Geld kostet. Mit dem Zusatz, dass Plastikbälle teurer sind, da sie nicht so lange halten. Gerade im Bereich Trainingsbälle konnte mit noch keiner einen Plastikball zeigen, der ausreichend Qualität hat.

Die G40+ Trainingsbälle von Butterfly finde ich ganz gut in Sachen Haltbarkeit, Absprungverhalten usw.

[Vollblutprofi]

Ich finde es auch gut, wenn endlich alle umsteigen müssen, damit nicht mehr die Ausrede gilt, dass man nicht umstellt, weil es der andere Verein auch nicht macht.

[kum25]

Zitat von Noppenzar

Sollte mit "besseren Kunststoffen" der BTY G40 sein, der mMn. für das Ende des TT in seiner bisherigen Form steht, da kommt sich der Leser doch veräppelt vor.

Mit besseren Kunststoffen wird denke ich nicht nur der Butterfly-Ball gemeint sein. Gibt wohl wirklich eine Umstellung beim Kunststoff.

Ebenfalls kann ich deine Aussage, dass der Butterfly-Ball "für das Ende des TT in seiner bisherigen Form steht" nicht nachvollziehen. Natürlich wird sich TT durch den Plastikball etwas ändern aber so gravierend sehe ich das nicht. Schlimmer sind meiner Ansicht nach alle nahtlosen Bälle.

[crycorner]

Persönlich finde ich auch, dass der Schritt nun flächendeckend erfolgen sollte, auch wenn das in den jeweiligen Vereinen zu größeren Investitionen (gerade auch im Trainingsballbereich) führt. Ich finde aber auch, dass die Hersteller im Falle einer Verpflichtung gute Preise für die Umstellung machen sollten. Und ich befürchte, dass man, um die plötzlich hohe Nachfrage abzudecken, möglicherweise bei der Qualitätskontrolle nicht mehr ganz so genau hinsieht, um nicht zu viele Bälle auszusortieren. Bleibt zu hoffen, dass die Hersteller ihre Läger rechtzeitig füllen, um die Nachfrage ohne Qualitätseinbußen zu decken.

[jüngerwaldis]

Eine Pflicht zur Saison 2017/2018 empfinde ich als Frechheit.
Auch wir haben größere Mengen gekauft, die man dann entsorgen könnte.
Erst spricht man von einer erlaubten Koexistenz solange beide Arten von Bällen am Markt zu bekommen sind und dann schmeisst man alles mal wieder kurzfristig um. Diese Sportart macht mich immer wütender.
Einen Vorlauf von min 12 Monaten halte ich für unerlässlich.
Zum ewigen Wechsel zwischen P und Z Ball:
In dieser Saison habe ich genau O mal mit nem P Ball spielen dürfen/müssen.
Von einem ewigen Wechsel kann da also nicht die Rede sein.

[Jaskula]

An alle die den Antrag gut und richtig finden : Gehts noch ?

Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen, die Hersteller setzen ein Verbot von Zelluloid-Bällen über die Verbände durch weil ihnen die Umstellung zu langsam geht !
Im Klartext heisst das, dass die offenbar noch in großer Zahl vorhandenen Zelluloid-Bälle in die Tonne müssen, weil die Hersteller Geld verdienen wollen. Auf Kosten der vereine und Spieler.

Abgesehen davon, dass beim P-Ball der Preis viel höher und die Qualität viel schlechter ist, wird nun die Übergangszeit noch minimiert um die Profite zu maximieren. Eine einzige Frechheit.

Und was das Argument betrifft, dass dann endlich einheitliche Bälle gespielt werden würden - die P-Bälle spielen sich so unterschiedlich, dass man nicht einmal von ähnlichem Verhalten sprechen kann. Wenn das so bleibt, geht ein wesentliches und notwendiges Merkmal des TT verloren, nämlich dass Bewegungsabläufe automatisiert abgerufen werden können, weil man gar nicht die Zeit hat, bei jedem Schlag nachzudenken was zu tun ist. Diese Automatik, die aus dem Unterbewusstsein kommt, funktioniert nur, wenn die Umstände ähnlich sind. Ansonsten hat man automatisch Probleme und es leidet die Qualität des eigenen Spiels. Und das für den Profit Einzelner ?