Trainingskultur im Tischtennisverein

[GoZu]

Hatte vor ein paar Monaten auch das gleiche Problem.
Im alten Verein wollten alle nur Matches Spielen, es gab kein geleitetes Systemtraining und wenn man mit Leuten Übungen spielen wollte, haben Sie einen nur schräg angeschaut.
Beim Einspielen vorm Match wenn man Vorhand einspielen wollte, kam jeder 3-4 Ball mal mit voller Kraft in RH geschossen und dann kam nur blödes Lachen ala "na, den kriegst du aber nicht"...

Hab jetzt den Verein gewechselt und darf glücklicherweise beim anderen Verein beim Jugendtraining mitmachen (bin selbst aber schon 23). Das Training dort ist wirklich top, immer zuerst tolles Aufwärmen, dann irgendwelche Konditionsübungen bzw. Beinarbeitsübungen (auf so Leitern die man am Boden auslegt) und danach Systemtraining mit angesagten Übungen mit bestimmten Schwerpunkten.

Nebenbei nehme ich auch noch an USI Kursen teil, keine Ahnung ob ihr soetwas auch in Deutschland habt (komme aus Österreich). USI Kurse kann jeder Student bzw. Akademiker (also jeder mit einem Titel wie Dr., Bachelor, Master, usw.) mitmachen und das Training ist extrem billig (ich zahle z.B.: 30 € für ein Halbjahr, d.h. 1 Stunde Training pro Woche für ein halbes Jahr und dafür zahle ich insgesamt nur 30 €!). Bei dem Training werden Übungen angesagt und der Trainer kennt sich bei uns auch wirklich gut aus. (und die Trainingspartner sind zumindest gut genug um die Übungen in angemessenem Tempo zu spielen).

Ich habe auch ab und zu in der WSA (Werner Schlager Akademie) trainiert, dort war das Training eigentlich auch super, nur etwas teuer. Da kommt es halt immer stark drauf an ob man Trainingspartner hat, mit denen man vernünftig Übungen spielen kann, Systemtraining war aber auch immer dort und auch Balleimertraining.

Bei uns im Verein ist erst für die etwas besseren Spieler beim Erwachsenen Training dann Systemtraining mit einem Trainer. Dafür können aber die anderen bei einem Training mit Trainer mitmachen für ca. 6-7 € pro Training (was jetzt meiner Meinung nach nicht die Welt ist...).

Privattrainer hab ich auch schon mehrere durchprobiert. Preis immer so zwischen 20 und 30 € pro Stunde. Wenn der Trainer sich wirklich auskennt, bringt einem soetwas schon enorm viel!
Ich selbst nehme derzeit bei 4 Privattrainern unterricht, wobei ich bei 2 Trainern regelmäßig trainiere und bei den anderen 2 nur ab und zu. Die meisten Tipps von den Trainern sind zwar gleich (mehr Abstand zum Tisch, den Ball bei Vorhand Topspin früher treffen, Hand nach Topspin oben lassen, ..), aber mir hat es viel gebracht mit verschiedenen Trainern zu spielen, da jeder irgendwelche anderen Kleinigkeiten sieht, die andere nicht bemerken. Bei mir war das z.B.: Nach Topspin die Hand wieder locker lassen, damit ich sie für den nächsten Topspin wieder anspannen kann. Den Daumen bei Rückhand Topspin fester gegen Schläger drücken zum fixieren. Bei Rückhand Topspin Oberkörper nicht einsetzen und nicht in die Knie bzw Knie ausstrecken, Augen nachdem ich den Ball gespielt habe auf den Gegner anstatt den Ball usw.

Vorallem bei mir war es auch so, das ich anfangs gar nicht wusste, wo ich einen Trainer finden kann, da man im Internet usw. nichts findet. Wenn man aber einmal ein paar Leute in die Richtung aus der Umgebung kennt, dann lernt man immer mehr Leute kennen, die Trainingsstunden geben.

Für die Zukunft werde ich mir jetzt auch einen relativ teuren Roboter zulegen, damit ich Übungen und Schläge am Roboter üben kann und die richtige Technik trainiere ich bei Trainern.

[Finko]

Das sind ja paradisische Zustände Gozu. USI habe ich noch nie gehört, befürchte so etwas gibt es in D nicht. Privattrainer habe ich bisher genau einen gefunden und der nimmt 40€ die Stunde (und ist zudem nicht gerade zentral gelegen). Werner Schlager Academy ist natürlich der Hammer.

@Tansincos: Danke für den Tipp! ETV habe ich bereits ausprobiert. In der Hobbygruppe sind lockere Leute unterwegs, das stimmt. Das Problem: Das "Training" (Spiele machen) findet für die nicht Mannschaftsspieler 2x die Woche statt. 1x davon (Mittwoch) in einer katastrophalen Halle mit recht schrottreifen Platten und dazu insgesamt sehr voll, so dass in der Regel Doppel gespielt wird. Gerne auch mit Totalanfängern, die gerade so den Ball zurückspielen können. Das dann für einen Monatsbeitrag von 22 Euro finde ich schon ganz schön happig.
Wenn ich sonst gar nichts anders finden sollte, bleibt ETV jedoch wegen des Freitagstermins mein Favorit.

[Rückhandmonster]

In Berlin und Umgebung sind die Trainer echt knapp und auch die Möglichkeiten für Hallen, aber etliche Vereine machen mittlerweile Systemtraining und Saisonvorbereitungen werden auch immer gern genommen.
In meinem eigenen Verein mache ich nur noch für Kinder/Jugendbereich Systemtraining und für Leute aus meinem Verein, die mich ansprechen. Hatte mal versucht (kostenlos, der Trainier ist ja für den Verein da) eine Erwachsenengruppe aufzubauen, aber das ist eingeschlafen, weil ich nicht permanent nachgefragt habe, ob die Leute nicht kommen wollen.

Jetzt bin ich in anderen Vereinen unterwegs und gebe dort Systemtraining... denen macht das Spaß und bringt sie anscheinend auch vorwärts.... nicht jeder will Systemtraining, schade ist nur, dass die, die wollen oft von den anderen behindert werden....

[Gallifax]

Zitat von Rückhandmonster

Jetzt bin ich in anderen Vereinen unterwegs und gebe dort Systemtraining... denen macht das Spaß und bringt sie anscheinend auch vorwärts.... nicht jeder will Systemtraining, schade ist nur, dass die, die wollen oft von den anderen behindert werden....

Man müsste an sich einen Fullqoute machen, aber genau so ist es. Bin selbst Trainer finde aber für mich keine brauchbaren Trainer geschweige denn Systemtraining Andernortes oder gar im eigenen Verein, da habe ich es versucht und es schläft halt ein. Mittlweile ein Grund zum wechseln obwohl ich mich sonst sehr wohl fühle im Verein. Fehlt nur noch der Verein mit Systemttraining...

[onkelz.K]

Vielleicht kann man ja über so ein Forum eine Art Netzwerk aufbauen, wo sich Leute finden, die eben systematisch trainieren wollen.
In Berlin frage ich derzeit in meiner näheren Umgebung herum, wie das Training so aussieht. Auffällig ist, dass bei den größeren Vereinen, die auch weiter oben Mannschaften vertreten haben, es kein festgelegtes Training gibt.
Je nach Absprache und mit wem er sich dort verabredet, aber dann wird vermutlich auch gezielt trainiert.
Ich finde so ein Netzwerk hat den Vorteil, dass man auch fernab des Heimatspieltortes Spieler kennt, wenn man z.b. beruflich unterwegs ist, aber nicht auf Training verzichten möchte.

[SchwarzeWolke]

Ich kenne die Problematik zu gut und hatte das Glück, damals in Berlin beim TTC Neukölln mindestens zweimal die Woche eine Art "Systemtraining" zu bekommen.
Ein anderer Berliner Verein, der einen Trainer engagiert hatte, waren die Berliner Brauereien.
Hier in Hamburg habe ich mich für die "bequeme" Variante und die Sporthalle zwei Minuten von mir entschieden.
Dort wie auch früher in Berlin hat sich aber eines gezeigt: Wenn man selber mit gutem Beispiel voran geht, folgen meist einige. Wir sehen ja hier, der Thread ist ja schon etwas länger und viele sind sich ja einig, dass sie Systemtraining haben wollen. Es muss sich nur so ein Verrückter beim Training an die Platte stellen und 1h nur Aufschläge üben oder sich 20 Min warm machen. Bei meinen bisherigen Stationen hat es ein paar Trainingsabende gebraucht, dann haben einige bereitwillig mit gemacht. Es muss irgendwie nur das Eis gebrochen werden und dann geht das häufig von alleine.
Interessanterweise sind Jugendliche und Kinder da viel offener. Die folgen einem direkt und fangen plötzlich an, wie wild Seil zu springen.

[Hillegosser]

Zitat von meierle2000

Klasse Thread!

Alle Vorschreiber haben vollkommen Recht! Es liegt wie immer im Tischtennis an uns selbst. Im Tischtennis ist die Mentalität vorhanden, sich immer klein zu reden. "Tischtennis ist nur eine Randsportart", sagen viele, "kann deswegen keine Ansprüche stellen".
Als Beispiel nenne ich nur die vielen Spartenvereine, wo Fussball die Nr. 1 ist, auch wenn die Kicker nur in Kreisklasse B bolzen!
Da ist es aber seit Jahrzehnten klar, dass die einen bezahlten Trainer brauchen!
Bei uns im TT? Fehlanzeige, wird sind ja nur eine Randsportart!

Das Beispiel hinkt gewaltig.
Im Fußball geht es Mitte/Ende Dreißig in den Seniorenbereich.
Da gibt es dann in der Regel keinen Trainer mehr.

Im Tischtennis haben wir halt eine ordentliche Durchmischung was die Altersklasse angeht, aber auch was die aktiv am Spielgeschehen teilnehmende Spieler und reine Trainingsteilnehmer angeht.

Gerade deshalb muss man auch akzeptieren, wenn jemand, der Maximal 1-2 mal die Woche Tischtennis betreibt, diesen so betreiben möchte, wie es ihm am meisten Spaß macht. Und das ist im seltensten Fall durchgehendes Systemtraining.

Sicher wäre es schön, wenn man die Trainingsgruppen entsprechend aufteilen kann und noch schöner wären mehr Trainer im Erwachsenenbereich für eine entsprechende Trainingsgruppe. Das ist für viele Vereine aufgrund mangelnder Traningszeiten allerdings schwierig.
Die Umlage für den Trainer bekommt man vermutlich hin.

Das ändert aber nichts daran, dass man sein eigenes Training so gestalten kann, dass es mehr in Richtung Systemtraining geht.

Hier wurden ja schon Vorschläge gemacht: gesonderte Trainingstage mit professionellem Trainer. Die Nachhaltigkeit mag fehlen, aber man kann sich Ansätze holen und daraus etwas für das allwöchentliche Training mitzunehmen.
Oder aber - Vereinsübergreifend Interessierte finden, die regelmäßiges Interesse an angeleitetem Training haben, um dieses regelmäßig - womöglich wöchentlich wahrnehmen zu können.

Trainingspartner im Verein suchen, die das selbe Interesse teilen.
Hier hieß es, dass Trainingspartner Übungen nicht konstant zuspielen können.
Nahezu jeder mit rudimentären Tischtennisfähigkeiten kann lernen mittels Balleimer zumindest einfache Übungen einzuspielen.

Und der Privattrainer wurde ja auch schon genannt.

[TaifunBay]

Da habe ich echt Glück. Wir trainieren regelmäßig systematisch. Und das mit 4 bis 6 Spielern zwischen 1550 und bis zu 1800. Man merkt, dass man dann sicherer und auf den Beinen schneller wird.

Dazu kann ich dann empfehlen einfach mal in ein Trainingslager zu gehen. Bringt auch viel. Kostet aber auch relativ viel.

[zool]

Ich habe nach einer mehrjährigen Pause in meinem neuen Wohnort auch wieder angefangen zu spielen.

War davor trainingstechnisch sehr verwöhnt (falls ich mal im Training war). Habe mit Bezirksliga-Verbandsliga Spielern und einem guten Trainer trainiert, meist systematisch.

Mein neuer Verein ist dieses Jahr (glücklich) in die Bezirksliga aufgestiegen. punkte-technisch sind alle so um die 1450-1600 Punkte.

Ich bin meist der einzige Spieler aus der ersten Mannschaft im Training, wo meist auch nur gespielt wird.

Zur Saisonpause habe ich allerdings einen Trainingspartner gefunden, der motiviert ist auch mal Aufschlag-/Rückschlagtraining anzufangen und die eine oder andere Übung zu spielen.

Vielleicht findet das auch unter den Anderen ein bisschen anklang und es schließt sich noch jemand an

[ToniCash76]

Ich war auch 1-2 Jahre Kinder- und Jugendtrainer und muss sagen, das man wirklich auf soviele Kleinigkeiten achten muss, was Kinder angeht. Ich glaube, vor allem in der wichtigsten Phase bis 15 jahre, ist die Psychologie fast noch wichtiger wie das restliche Training, wie Technik, Taktik, Schnelligkeitsausdauer etc.
Kinder sind so leicht zu beinflussen, das ich das psychologische fast noch wichtiger finde.
Natürlich macht es die Mischung, es sollte eine gute sein.