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Technik - Taktik - Training - Vorsätze und Zielerreichung Hier könnt Ihr Fragen und Tipps rund um die Themen Technik, Taktik und Training loswerden. Spieler und Trainer können hier Erfahrungen austauschen und Trainingswillige von ihren alltäglichen Problemen und Zielen berichten.

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  #1  
Alt 14.06.2004, 12:18
Benutzerbild von martinspin
martinspin martinspin ist offline
let it flow...
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martinspin ist zur Zeit noch ein unbeschriebenes Blatt (Renommeepunkte ungefähr beim Startwert +20)
Antizipation - Was ist das eigentlich?

Hallo Leute

Möchte mal eure Meinung erfahren, was ihr über Antizipation wisst oder denkt.

Das Wort "Antizipation" bedeutet von seiner lateinischen Herkunft her bloss "Erwartung".
Bernd Schiefler, als Dozent der Sporthochschule Köln hat zum Thema im Jahre 2000 eine Arbeit veröffentlicht "Visuelles Anforderungsprofil und Leistungsprofil im TT". Er kommt zum bemerkenswerten Ergebnis, dass eigentlich keine Zeit bleibt, um bewusst auf einen Ball zu reagieren.

- Die menschliche Reaktionszeit ist im günstigsten Fall auf 12 bis 18 Hunderstelssekunden zu schätzen.
- Ein durchschnittlich schneller Ball braucht ca. 28 Hunderstel um die Strecke Schläger A zu Schläger B zurückzulegen.
- Die Zeit, die es braucht, um den Reiz zu verarbeiten und in eine adäquate Lösung umzusetzen dauert alleine schon 2 Zehntel Sekunden.

Für eine adäquate Lösung braucht es fast 4 Zehntel Sekunden (Reaktion und Lösung) und das bei einer durchschnittlichen Zeit von 3 Zehntel Sekunden, die der Ball braucht.

Alles was unter der Zeit liegt, um adäquat auf den Ball zu reagieren, ist Antizipation, das Erahnen dessen, was passiert.

Aber eben, was ist dieses Erahnen???

- Ist es die Geschichte, dass der Ball öfter dorthin zurückkommt, von wo er gekommen ist?
- Ist es ein geschicktes Stellungspiel, das den Streuwinkel berücksichtigt?
- Ist es die genaue Kenntnis des Gegners, der in ähnlichen Situationen immer wieder ähnlich reagiert?
- Wie stark ist der Einfluss der visuellen und optischen Wahrnehmung auf die Antizipation?
- Ist es das Training, das möglichst die unterschiedlichsten Situationen beeinhaltet, so dass ohne zu überlegen "richtig" gespielt wird?
- Ist es die Summe von all diesen Faktoren?
-Würdet ihr sagen, dass es einen Hauptfaktor für das erfolgreiche Antizipieren gibt?

Wenn wir das genauer wüssten, hätte das grosse Konsequenzen auf das Training! Denn wie schon gesagt, eigentlich können wir kaum bewusst reagieren, weil's einfach zu schnell geht beim TT.

Was meint ihr dazu?

Gruss
Martin
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  #2  
Alt 14.06.2004, 15:43
Jancsi Jancsi ist offline
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Jancsi ist zur Zeit noch ein unbeschriebenes Blatt (Renommeepunkte ungefähr beim Startwert +20)
AW: Antizipation - Was ist das eigentlich?

Ich würde Antizipation mit "Vorausahnen" übersetzen, zumindest geht es darum beim Tischtennis, also das Vorausahnen, wohin der Ball beim nächsten Schlag höchstwahrscheinlich kommen wird.


Gruß,

Jancsi


P.S.: Antizipation hat etwas mit Intelligenz, aber auch mit schlichter Erfahrung zu tun, d.h. wenn man seinen Gegner kennt (aus vorausgegangenen Spielen), dann "weiß" man halt einfach, wohin die kleine Zelluloidkugel wohl fliegen wird. Blöd nur, wenn man bei 9-10 im Fünften mal daneben liegt ...
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Geändert von Jancsi (14.06.2004 um 15:47 Uhr)
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  #3  
Alt 14.06.2004, 16:05
Benutzerbild von wfox
wfox wfox ist offline
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wfox befindet sich auf einem aufstrebenden Ast (Renommeepunkte mindestens +40)
AW: Antizipation - Was ist das eigentlich?

Zitat:
Zitat von Jancsi
Ich würde Antizipation mit "Vorausahnen" übersetzen,
...
P.S.: Antizipation hat etwas mit Intelligenz, aber auch mit schlichter Erfahrung zu tun, d.h. wenn man seinen Gegner kennt (aus vorausgegangenen Spielen), dann "weiß" man halt einfach, wohin die kleine Zelluloidkugel wohl fliegen wird. Blöd nur, wenn man bei 9-10 im Fünften mal daneben liegt ...
Yep!
Zum Thema Erfahrung: durch häufiges Training werden gewisse Muster
quasi im Assoziativ-Speicher abgelegt und können später "unbewusst"
und damit schneller als durch bewusstes Handeln abgerufen werden.

Deine Zeitaussagen über die Reizverarbeitung gelten aber glaube ich
nicht, wenn z.B. das limbische System den Reiz ausfiltert, und es erst
gar nicht zur "normalen" Verarbeitung kommt, aber sicher bin ich mir nicht mehr so ganz...

Grüsse,

w
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  #4  
Alt 14.06.2004, 16:12
Benutzerbild von Uli-Noppe
Uli-Noppe Uli-Noppe ist offline
TT-Holzbauer :-)
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Uli-Noppe ist zur Zeit noch ein unbeschriebenes Blatt (Renommeepunkte ungefähr beim Startwert +20)
AW: Antizipation - Was ist das eigentlich?

Im Trainig werden Bewegungsmuster „Automatisiert“. Wenn man die Bewegung sieht erahnt man wohin der Ball kommt und wie er gespielt wurde (Tempo-Spinn-Flugkurve..).
Man beantwortet diesen Schlag mit den "Automatisierten" Bewegungsablauf noch bevor der Ball auf der eigenen Seite ist. Je genauer man den Gegner kennt um so besser klappt es mit dem erahnen!

Uli
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  #5  
Alt 14.06.2004, 16:43
Benutzerbild von martinspin
martinspin martinspin ist offline
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AW: Antizipation - Was ist das eigentlich?

Hallo wfox

Zitat:
Zitat von wfox
Deine Zeitaussagen über die Reizverarbeitung gelten aber glaube ich
nicht, wenn z.B. das limbische System den Reiz ausfiltert, und es erst
gar nicht zur "normalen" Verarbeitung kommt, aber sicher bin ich mir nicht mehr so ganz...
Ja, das ist auch so ein Punkt, den ich mich frage. Kenne den Unterschied zwischen verschiedenen Reizverabeitungen nicht. Ist aber auch nicht so wichtig. Ich glaube, wir sind uns alle einig, dass beim tischnahen TT-Spielen eigentlich keine Zeit bleibt, für bewusste Prozesse. Das läuft dann halt zwischen den Punkten. Es ist eher die Kunst, loszulassen und genügen Vertrauen in die eigenen gespeicherten unbewussten Muster zu haben.

Hab in diesem Zusammenhang in einem anderen Threat zum Thema das Wort Auswahlreaktion gehört. Ich glaube, das trifft es am besten.

Auf einen bestimmten Ball hat der Spieler bestimmte antrainierte Reaktionen zur Verfügung, die er je nach Situation unbewusst abrufen kann.

Gruss
Martin
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Geändert von martinspin (14.06.2004 um 16:55 Uhr)
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  #6  
Alt 14.06.2004, 17:32
Dragonspin Dragonspin ist offline
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AW: Antizipation - Was ist das eigentlich?

Eine Auswahlreaktion geschieht doch bewusst.
Der Spieler "antizipiert" den gegnerischen Schlag, erkennt also frühzeitig wohin der Ball gespielt werden wird. Nun bieten sich ihm die Auswahl verschiedener Reaktionen auf den Ball, der Spieler muss nun blitzschnell bewußt eine Entscheidung treffen.
Sicher, der Ball kann auch so schnell sein, dass man nicht mehr bewußt entscheiden kann, ob man den Ball versucht in VH oder RH zu spielen, aber ich denke bei den meisten Bällen kann man durchaus noch bewußt steuern, was man tut (die Ausführung der entsprechenden Reaktion muss natürlich automatisiert sein und variabel verfügbar).
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  #7  
Alt 14.06.2004, 17:54
Benutzerbild von martinspin
martinspin martinspin ist offline
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AW: Antizipation - Was ist das eigentlich?

@dragonspin

Stimmt schon was du sagst. Ist ja nicht so, dass ich nicht entscheiden kann. Aber laufen diese Entscheidungen wirklich bewusst oder sind das instinktive Entscheidungen. Am beste Spiele ich immer dann, wenn ich in der Lage bin, solche instinktiven Entscheidungen zu treffen. Das ist irgendsoein mentaler Flow-Zustand. Wie man den bewusst herbeiführen kann, weiss ich nicht.

Zum Thema Antizipation gibt es für mich so viele offen Fragen, dass es sich meiner Meinung lohnt, darüber gründlich zu diskutieren. Antizipation ist sicher ein wichtiger Schlüssel für ein erfolgreiches TT-Spiel.

Gruss
Martin
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  #8  
Alt 15.06.2004, 00:43
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Felix Lingenau ist zur Zeit noch ein unbeschriebenes Blatt (Renommeepunkte ungefähr beim Startwert +20)
AW: Antizipation - Was ist das eigentlich?

Super Thema

Auch mein Wissen ist relativ Laienhaft, aber ich finde aus meinem Gefühl heraus folgende Punkte besonders wichtig:

- Die Schlagauswahl und die Ausführung laufen unbewusst ab.

- Ich kann indem ich mir "etwas vornehme" aber die Vorselektion beeinflussen bzw. herbeiführen.

- Meistens erkenne ich schon an der Ausholbewegung meines Gegners was er im Groben spielen wird. Von unten heisst Überschnitt, von hinten heisst... An der seitlichen Stellung oder der Ausprägung der Oberkörperrotation... erkenne ich dann warscheinliche Platzierungen und so weiter... Für mich ist dieser Punkt der entscheidende bei dem was man Antizipation nennt, allerdings immer in der Verbindung mit der Entscheidungsfindung nach einer geeigneten Antwort. Das muss als Einheit gesehen werden.
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"Abwehr ist die beste Verteidigung" Kai Ströde 2006.

Alles zu meinem Verein: www.tvhude.de
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  #9  
Alt 15.06.2004, 06:19
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AW: Antizipation - Was ist das eigentlich?

Hi Felix

Zitat:
Zitat von Felix Lingenau
- Meistens erkenne ich schon an der Ausholbewegung meines Gegners was er im Groben spielen wird. Von unten heisst Überschnitt, von hinten heisst... An der seitlichen Stellung oder der Ausprägung der Oberkörperrotation... erkenne ich dann warscheinliche Platzierungen und so weiter... Für mich ist dieser Punkt der entscheidende bei dem was man Antizipation nennt, allerdings immer in der Verbindung mit der Entscheidungsfindung nach einer geeigneten Antwort. Das muss als Einheit gesehen werden.
Das ist doch auch so ein Punkt. Optische und akustische Wahrnehmung spielen sicherlich auch eine vorentscheidende Rolle. Gehört die Wahrnehmung zum Thema Antizipation?

Natürlich kann die Auswahlreaktion durch taktische Überlegungen gesteuert werden. Wenn ich mir vor dem Aufschlag des Gegners vornehme, dessen kurze Aufschläge zu flippen, dann ist schon ziemlich klar, wie die Auswahl aussieht. Es kann ja aber durchaus sein, dass der Aufschlag halblang oder lang gerät!

Das eigene Spielsystem und das damit verbundene Training spielt natürlich auch noch ne grosse Rolle. Trainiere ich offensiv, spiele ich eher offensiv. Achte ich im Training auf Kontrolle, spiele ich im Match auch kontrollierter.
Ich denke, man sollte so trainieren, wie man spielen möchte. Für die Auswahlreaktion ist das wichtig.

Der gegenerische Aufschlag ist ein gutes Beispiel für das Thema. Da steh ich manchmal wie der Esel am Berg, weil ich einfach nicht erkenne, was im Ball drin ist. (Vor allem wenn die Aufschläge regelwiederig sind und solche sind leider schon fast die Regel im Amateurbereich).
In solchen Fällen bin ich gezwungen, die Steurerung meiner Auswahlreaktion dem Unbewussten zu überlassen. Vielleicht spielen da noch Flugkurve und Ballabsprung eine Rolle. Einen für mich nicht erkennbaren Aufschlag muss ich dann halt antizipieren. Ich denke das reine Antizipieren stützt sich dann auf Erfahrung mit dem Gegner ab.

Gruss
Martin
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  #10  
Alt 15.06.2004, 10:08
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AW: Antizipation - Was ist das eigentlich?

Hi zusammen

Kann jemand den Unterschied von bewussten und unbewussten Reaktionen beschreiben?

Gibt es da auch irgendwelche Aussagen, was die Reaktionszeiten betrifft?

Also, wenn es stimmt, dass mit instinktivem Handeln schneller und damit besser gespielt werden kann, wie kann man diesen Zustand trainieren?

Kann jemand Aussagen machen über den Zusammenhang zwischen mentalen und psychischen Fähigkeiten und den Antizipationsfähigkeiten?

Gruss
Martin
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